100 Jahre BBRW
Zu Ehren all unserer bisherigen und heutigen Vereinsmitglieder, die sich teils das halbe Leben für die BBRW eingesetzt haben und zu Ehren aller, die unseren Verein Jahr für Jahr unterstützt und getragen haben, fand am 21. September 2019 eine Jubiläumsfeier statt.
Jubiläumsprogramm
1. Teil:
Konzert «Ehemaligen Band»
unter der Leitung von Hansjörg Stalder
2. Teil:
Konzert BBRW
unter der Leitung von Jonas Danuser
3. Teil:
Ausklang in der BBRW Bar
Vom Posaunenchor Wierezwil zur Brass Band Rapperswil-Wierezwil
Die Geschichte (Ausschnitt aus Chronik «75 Jahre» BBRW - 1919 bis 1994)
Am 20. Oktober 1919 gründeten die Gebrüder Eduard und Gottfried Bieri aus Bütschwil, Jakob und Otto Junker aus Seewil, Hans Wieland aus Schüpfen und Hans Luginbühl aus Hard den Posaunenchor Wierezwil. Ursprünglich weist der Begriff Posaunenchor auf die Einbindung in eine evangelische Kirchgemeinde hin. So war der Zweck des Vereins gemäss Statuten zur Ehre Gottes passende Musikstücke zu spielen und diese an Gottesdiensten, Kirchenkonzerten und christlichen Anlässen vorzutragen.
In Erwin Sutter, einem tüchtigen Gesangschorleiter, fanden sie einen sehr guten Dirigenten, der ihnen half, die Anfangsschwierigkeiten zu bewältigen. Nach und nach wuchs der Verein durch neue Bläser und im Spielen erzielten sie Fortschritte. 1921 konnte der Posaunenchor bereits das erste «Märschli» spielen und kurze Zeit später, im April 1923, am Kreisposaunentag in Bümpliz und 1925 am kantonalen Posaunentag im Schloss Hünigen teilnehmen.
Wegen einer Erkrankung des Dirigenten übernahm 1925 der begabte Walter Burgdorfer aus Ottiswil den Dirigentenstock, welcher er bis 1975 nicht mehr aus der Hand gab. Der Verein kämpfte jahrelang mit finanziellen Schwierigkeiten und musste für den Kauf und die Miete von Instrumenten sogar ein Darlehen aufnehmen. Der Mitgliederbeitrag war lange Zeit auf 2.-/Monat angesetzt; damit konnte die Jahresrechnung ausgeglichen gestaltet werden. Als Beispiel sei hier erwähnt, dass dem Dirigenten Walter Burgdorfer erst nach 40 Jahren Dirigententätigkeit ein kleiner Lohn bezahlt wurde.
Durch die Initiative des langjährigen Präsidenten Jakob Junker und des Dirigenten Walter Burgdorfer entstanden Kontakte zu einem holländischen Posaunenchor aus Coevorden. 1965 und 1968 besuchte dieser Verein die Schweiz und 1966 war der Posaunenchor Wierezwil in Holland zu Gast.
Wie schon zu früheren Zeiten, gab es auch in diesem Zusammenhang wieder Diskussionen über die Aufgaben des Vereins. Was den einen zu christlich war, war den anderen zu weltlich! Diese Kontroversen führten 1968 zu vielen Austritten aus dem Verein. Das Ringen um das Weiterbestehen hatte begonnen ...
Samuel Bürgi, Otto Luder, Hans Spring und Hansrudolf Weibel ist es zu verdanken, dass der Verein noch eine Fortsetzung gefunden hat. 1974 startete Samuel Bürgi als Jungbläserausbildner. Mit dieser wertvollen Arbeit wurde der Grundstein für eine neue Zukunft gelegt. In Zusammenarbeit mit Walter Kunz gelang es Samuel Bürgi, bald eine begeisterungsfähige junge Generation nachzuziehen.
Hier zeigt sich der um acht Jungbläser angewachsene Posaunenchor Wierezwil-Rapperswil, unter der Leitung von Walter Kunz
Diese Fortschritte brachten dem Verein gute Bläser wie z. B. Hansjörg Stalder, der von der Brass Band Biel nach Rapperswil wechselte und dann später die musikalische Leitung übernahm.
Differenzen mit den Verantwortlichen des Verbandes der Schweizerischen Posaunenchöre veranlassten den Verein, 1983 aus diesem Verband auszutreten. Seither nennt sich der Posaunenchor Wierezwil Brass Band Rapperswil-Wierezwil und pflegt die Musikrichtung nach englischem Vorbild.
Unter der Stabführung von Hansjörg Stalder durfte der Verein bemerkenswerte Erfolge und Fortschritte verzeichnen. Erwähnenswert ist die Teilnahme am kant. Musikfest in Lyss und die Teilnahmen am Schweizerischen Brass Band Wettbewerb mit dem 1. Rang in der 2. Stärkeklasse 1986, 1994 und 1995!
Durch die bestehenden Verbindungen zu einem holländischen Musikfreund entstanden Kontakte zum Musikverein Laus Deo, Emmen. 1987 unternahm die BBRW eine faszinierende Reise nach Holland - ein Jahr später wurden die Freunde aus Holland in Rapperswil willkommen geheissen. Bereits 1993 reiste die BBRW wieder nach Holland, diesmal um das 70jährige Bestehen von Laus Deo zu feiern. Zum 75 Jahr Jubiläum der Brass Band Rapperswil - Wierezwil 1994 kamen die Holländer wieder zu Besuch in die Schweiz. Das grosse Jubiläum wurde auch als Anlass genommen, um eine neue Uniform anzuschaffen, welche bis heute, 25 Jahre später, noch im Einsatz ist und die Erfolge der Brass Band Rapperswil - Wierezwil begleitet.
Dirigenten - 100 Jahre BBRW
1975 - 1976 Samuel Bürgi
1976 - 1980 Walter Kunz / Samuel Bürgi
1980 - 1984 Samuel Bürgi / Hansjörg Stalder
1984 - 1986 Hansjörg Stalder
1986 - 1990 Hans Burkhalter
1990 Jean-Pierre Moresi, Gastdirigent
1990 - 1992 Daniel Wisard
1992 - 1999 Hansjörg Stalder
1999 Jean-Pierre Moresi, Gastdirigent Adventskonzerte
2000 Kurt Egli
2000 Reto Näf, Gastdirigent SBBW Montreux und Adventskonzerte
2001 - 2002 Toni Muggli
2002 - 2012 Roland Fröscher
2012 - 2015 Sascha Hinni
2015 Matthias Siegenthaler, Gastdirigent SBBW und Adventskonzerte
2016 Pawel Marciniak
2017 - 2018 Dominik Ziörjen und Mauro Bünzli
2019 - Jonas Danuser
Japantournee
Im Frühjahr 2009 war es endlich soweit. Das drei Jahre zuvor in Angriff genommene Projekt konnte gemeinsam mit unserem damaligen Dirigenten Roland Fröscher umgesetzt werden: eine zweiwöchige Konzerttournee ins Land der aufgehenden Sonne. Alle bis auf ein Mitglied der Band konnten diese einmalige Chance wahrnehmen und an der musikalischen Reise durch Beppu, Kobe und Tokyo zur Kirschblütenzeit dabei sein. Mit im Gepäck war ein umfassendes Repertoire aus Arrangements traditioneller Schweizer Volksmelodien, Alphornklängen und Musical-Literatur. Bei der Musical-Literatur hatte die Band die Ehre, die bekannten Solisten Noe Fröscher-Ito (Sopran) und Damian Meier (heute Sänger bei «I Quattro») zu begleiten!
Nach einer beinahe 24-stündigen Reise nach Beppu im Süden der Inselkette wurde die BBRW am folgenden Tag vom Bürgermeister formell empfangen und herzlich willkommen geheissen. Diesem offiziellen Auftakt folgten sehr eindrückliche Besuche an lokalen High Schools und an der Universität Oita. Beim gemeinsamen Musizieren und Diskutieren ergaben sich rasch Kontakte und Einblicke in die japanische Kultur. Zusammen wurde japanische Literatur einstudiert, welche dann bei den Galakonzerten am Ende der ersten Woche vorgetragen wurden. Den Abschluss der ersten Woche bildete die Teilnahme am Onsen-Fest zu Ehren der heissen Quellen Beppus. Nach der musikalischen Untermalung der Eröffnungszeremonie nahm die Band am farbenfrohen Umzug teil. Verschiedene Platzkonzerte rundeten die Woche in Beppu ab. Nach einer kurzen Verschnaufpause in Kyoto wurde die Band eingeladen, ein Gala-Konzert im angesehenen Kobe-Club in der Hafenstadt Kobe zu geben. Das Abschlusskonzert der Tournee fand bei strahlendem Sonnenschein vor der imposanten Kulisse Tokyos auf der Sakura Brücke statt.
Winzerfest in Neuenburg
Einer ganz speziellen Herausforderung stellte sich die Band im September 2011. Mit der Teilnahme am ersten «Concours suisse de marche avec évolutions» begaben wir uns auf Neuland. Nach intensiver Probephase auf dem Rasen der Schulanlage Rapperswil, konnten wir mit einer musikalisch stabilen und lebendigen Marschmusikshow den Neuenburgern imponieren und den Wettbewerb für uns entscheiden. Beim darauffolgenden «Cortège» im Rahmen des Winzerfestes war die Stimmung grossartig und wir konnten wohl noch nie vor so vielen Zuschauern unsere Marschmusik präsentieren.
Die «Ehemaligen»-Band
Wie ist die Idee zur «Ehemaligen»-Band entstanden?
100
Jahre müssen gefeiert werden. Viele Leute haben zum heutigen Erfolg der
BBRW beigetragen. Längst nicht mehr alle leben in unserer Gegend,
trotzdem erinnert man sich gerne an die gute Zeit in Rapperswil zurück.
Verschiedene versuchen nach einigen Jahren wieder einmal ein Instrument
zu spielen. Mit äusserst wenig Proben werden wir mit unseren Ehemaligen
ein Konzertprogramm einstudieren.
Welche Bedeutung hat das Projekt «Ehemaligen»-Band?
Wir lassen alte Freundschaften und Erinnerungen aufleben. Unsere grosse Musikfamilie blieb bis heute eng verbunden. Wir möchten damit allen Musikanten/Innen und der Gemeinde Rapperswil für die vielen Jahre der Unterstützung danken. Sie haben uns geholfen, dass aus dem damaligen «Chörli» die heutige Brass Band in Rapperswil bestehen blieb. Sie haben mit uns an die Zukunft des Vereins geglaubt. Aus einem Funken ist ein Feuer geworden.
Wer steckt dahinter?
Samuel Bürgi, unser Ehrenmitglied stellt sich vor:
Als
10-Jähriger erhielt ich meinen ersten Musikunterricht im Posaunenchor
Wierezwil. Nebst Ausbildungsjahren am Konservatorium Bern und dem
Abschluss zum Eidg. diplomierten Blasmusikdirigenten bin ich diesem
Verein stets treu geblieben. Die Ausbildung von Nachwuchs war mir immer
das grösste Anliegen und hat wohl dem Verein die Zukunft gesichert. In
meinen 35 Jahren konnte ich mehr als 100 Leuten den Weg zum Musizieren
öffnen. Mein Erfolg lag bestimmt
auch darin, dass ich den Unterricht ehrenamtlich erteilen konnte. So habe ich die Freude am Musizieren
wecken können und es war Interessierten möglich, kostenlos ein
Instrument zu erlernen. Wir hatten jährlich Auftritte mit über 20
«eigenen» Jugendlichen, was einem gesunden Aufbau zur heutigen Brass
Band verhalf. Als meine Aufgabe sah ich, die Jugendlichen für die Musik
zu begeistern, zu motivieren und an einem gesunden Vereinsleben
mitzumachen.
Was gibt es über den Dirigenten Hansjörg Stalder zu sagen?
Befreundet aus der Spiel-Rekrutenschule 1969 begann die schöne Zusammenarbeit mit Hansjörg Stalder. Als begnadeter Euphonist aus der Heilsarmee hat er zuerst mit mir ge-meinsam und schliesslich als Chef in Wierezwil den Dirigentenstab übernommen. Wir hatten beide das Glück, dass wir auf keine Entlöhnung angewiesen waren und den Verein mit viel Geduld und Herzblut aufbauen konnten. Der Posaunenchor wurde zu einer erfolgreichen Brass Band. 1986 ging die junge Band am Schweizerischen Brass Wettbewerb in Bern als Sieger in der 2. Klasse hervor. Nach einigen Zwischenjahren kam der Siegerpokal 1994 + 1995, nochmals unter der Leitung von Hansjörg Stalder, nach Rapperswil zurück. Hansjörg Stalder ist seit seiner Jugend ein Vollblut-Brasser. Er ist ein leidenschaftlicher Musiker mit einem kaum erreichbaren Gehör. Er verstand es aus AmateurmusikerInnen das Beste herauszuholen. Er verstand es Wettbewerbsauftritte bis zum letzten Detail aufzubauen. Sound, als wichtigster Grundstein der Brass Band blieben bis heute sein Erfolgsrezept.